Histaminunverträglichkeit Histaminintoleranz

Lebensmittelallergie oder Histaminintoleranz? – Wenn die Keto-Grippe nicht verschwinden will!

Eines vorweg: Die histaminarme Ernährung und eine ketogene Ernährungsweise passen durchaus zusammen, allerdings nicht für Veganer. Ansonsten steht einer Koppelung der beiden Ernährungsweisen – histaminarm und ketogen - nichts im Wege.

Ketogene diät

Ketogene Diät: Ernährungsumstellung für Gesundheitsbewusste

Viele Menschen haben bereits von der sogenannten ketogenen Ernährung gehört. Doch was steckt eigentlich wirklich hinter dieser speziellen Diät-Form, welche sich so positiv auf die Gesundheit auswirken soll?

Unter einer ketogenen Ernährung versteht man eine kohlenhydratarme Ernährungsweise, die aufgrund der fettreichen Kost eine langfristige Umstellung des Stoffwechsels zur Folge hat. Die ketogene Diät sieht vor, dass maximal 5 Prozent des Tagesbedarfs aus Kohlenhydraten stammen. Das sind ca. 20-30 Gramm pro Tag. Normalerweise liegt die Zufuhr an Kohlenhydraten um ein Vielfaches höher: Ganze 50 Prozent des Speiseplans machen bei einer ganz gewöhnlichen Ernährung alleine die Kohlenhydrate aus. Die ketogene Diät erlaubt es außerdem, 10 bis maximal 15 Prozent des Energiebedarfs durch Eiweiß zu decken und stolze 75 bis 80 Prozent nur durch Fette. Vor allem Nahrungsmittel wie Kartoffeln, Reis, Nudeln und Brot sind verboten. Fetter Fisch, verschiedenes Fleisch, Eier sowie Wurst sind hingegen auf dem ketogenen Speiseplan sehr gerne gesehen.

Aus Kohlenhydraten - und vor allem Zucker - gewinnt der Körper besonders schnell Energie. Weil bei der ketogenen Ernährung die Zufuhr auf ein Minimum reduziert wird, greift der Organismus auf seinen Glykogenspeicher zurück. Wenn dieser Speicher leer ist, muss sich der Stoffwechsel nachhaltig umstellen. Die Leber spaltet infolge dessen vermehrt Fette auf, damit diese als potenzielle Energiequelle an Gehirn, Organe und Muskeln weitergeleitet werden können. Fachleute nennen diesen Zustand des Stoffwechsels "Ketose".

Während einer Ketose werden angeblich Giftstoffe abgebaut bzw. aus dem Körper transportiert. Das erkennt man daran, dass der Körper übersäuert ist und der Atem nach Aceton riecht. Viele Menschen hoffen, dass Krebs effektiv vorgebeugt werden kann, indem der Körper so wenig wie möglich Zucker bekommt. Krebszellen ernähren sich nämlich nachweislich von Zucker. Zahlreiche Fachleute sind sich über den Effekt der ketogenen Diät auf die allgemeine Gesundheit bzw. spezielle auf Krebszellen nicht einig.

Keto-Grippe: Alarmzeichen oder ganz normal?

Aufgrund der Ernährungsumstellung bei einer Keto-Diät verliert der menschliche Körper gerade am Anfang viel Wasser. Salz und Elektrolyte werden über den Urin verstärkt abgegeben.

Die Folge sind klassische Symptome einer Keto-Grippe:

  • Kopfschmerzen 
  • Gliederschmerzen 
  • Müdigkeit 
  • Reizbarkeit 
  • aber auch ein allgemeines Schwächegefühl.

Dabei handelt es sich um die Symptome, welche man auch bei einer gewöhnlichen Grippe zeigt - und genau daher kommt die Bezeichnung "Keto-Grippe". Viele Menschen glauben, dass es kein gutes Zeichen sein kann, wenn sie sich bereits am Anfang der Ernährungsumstellung so schlecht fühlen.

Dabei wird häufig vergessen, dass der Körper keine Maschine ist und eine gewisse Zeit braucht, um sich auf eine neue Ernährungsweise einzustellen. In Wirklichkeit ist die Keto-Grippe viel mehr eine vorübergehende Phase als eine langanhaltende Nebenerscheinung oder gar ein Alarmzeichen. Zahlreiche ketogen lebende Menschen werden nur deshalb auf die Unverträglichkeit gegen Histamin aufmerksam, weil die Keto-Grippe ungewöhnlich lange dauert. Statt der normalerweise veranschlagten Dauer von einer Woche können sich die grippeähnlichen Symptome über einen ganzen Monat oder noch länger ziehen.

Allerdings gibt es durchaus den einen oder anderen Fehler während der Ernährungsumstellung, der zu einer Verschlimmerung der Symptome führen kann. Häufig werden trotz einer starken Einschränkung im Bereich der Kohlenhydrate nicht genügend Fette gegessen. Dem Körper mangelt es daher an Energie. In diesem Fall braucht man sich nicht über einen Leistungsabfall oder Symptome wie Kopfschmerzen wundern. Auch die Eiweißportionen müssen groß genug sein, um den Organismus mit allem zu versorgen, was er braucht. Allgemein ist es ratsam, in der Umstellungsphase wenig Sport zu treiben, um den Körper nicht zusätzlich zu belasten. Hat man sich erst einmal an die ketogene Ernährungsweise gewöhnt, steht der körperlichen Ertüchtigung natürlich nichts mehr im Wege.

Was genau ist eine Histaminintoleranz und wie wirkt sie sich aus?

Der Körper Betroffener produziert nicht in ausreichendem Maße Enzyme, welche das Histamin abbauen. Wenn ein Mensch mit einer Histaminunverträglichkeit also ein Nahrungsmittel zu sich nimmt, welches reich an Histamin ist, reichert der Stoff den betroffenen Körper an. 

In Folge dessen entstehen die typischen Symptome einer Histaminintoleranz:

  • Durchfall
  • Migräne
  • Übelkeit
  • Blähungen
  • Bauchschmerzen
  • Müdigkeit
  • Herzrasen
  • Bluthochdruck
  • Kreislaufstörungen

All diese Symptome können aber müssen nicht auftreten. So individuell wie die Betroffenen selbst sind, so verschiedene sind auch die auftretenden Symptome.

Problematisch für Personen mit einer Histaminunverträglichkeit sind leider nicht nur Lebensmittel, welche viel Histamin enthalten. Auch Nahrung mit einem geringen Gehalt an Histamin kann dafür sorgen, dass körpereigenes Histamin ausgeschüttet wird. Bei diesem Phänomen handelt es sich um sogenannte "Histaminliberatoren".

Die Symptome nach dem Verzehr der betroffenen Speisen sind die gleichen wie bei den histaminreichen Lebensmitteln. Die am häufigsten vorkommenden Speicherzellen, welche für die Ausschüttung verantwortlich sind, werden als Mastzellen bezeichnet. Sie lösen eine Immunreaktion im Körper aus, die eine Entzündung zur Folge hat. Die Mastzellen spielen eine große Rolle in der menschlichen Immunabwehr. Man findet sie fast überall im menschlichen Organismus. Vor allem im Darm und an einigen Stellen der Atemwege sind sie stark vertreten.

Ketose und histaminarme Ernährung - Ein perfektes Duo?

Offizielle wissenschaftliche Studien zu histaminarmer Ernährung in Verbindung mit ketogener Ernährung gibt es bisher noch nicht. Es wurde jedoch bereits mehrfach untersucht, wie genau sich der Konsum von verschiedenen Fetten auf die Ausschüttung von Histamin in den Mastzellen auswirkt. Die ketogene Diät hat zur Auswirkung, dass der größere Anteil der zugeführten Kalorien aus Fett besteht. Da liegt die Frage nach einer histaminarmen Ernährung in diesem Zusammenhang natürlich nahe.

Untersuchungen ergeben, dass nur bestimmte Fette zur Ausschüttung von Histamin führen, andere gar nicht oder nur in geringem Maße. Demnach existieren im Zusammenhang mit einer Histaminunverträglichkeit sowohl "gute" als auch "schlechte" Fette. Ungesättigte Fettsäuren gehören in jedem Fall zu den schlechten Fetten und gesättigte Fettsäuren zu den vermeintlich guten Fetten. Gesättigte und einfach ungesättigte Fette werden bei einer ketogenen Diät empfohlen! Und genau da befindet sich der Zusammenhang zwischen den beiden Ernährungsformen. 

Menschen, welche Histamin sehr schlecht vertragen, sollten auf Arachidonsäure verzichten. Auch Lebensmittel, die Linolsäure enthalten, sollten bei einer histaminarmen Ernährung absolut tabu sein. Alle anderen Fettsäuren sind unbedenklich, was die Ausschüttung von Histamin betrifft. Allerdings sollte dabei beachtet werden, dass auch Lebensmittel, welche keine Histaminausschüttung bewirken, viel Histamin enthalten können. Die beiden Werte müssen also unabhängig voneinander betrachtet werden.

Beispiel: Fettsäuren in Fisch verursachen fast keine Ausschüttung von Histamin. Bestimmte Fischsorten enthalten allerdings selbst so viel Histamin, dass sie bei einer Histamin-Intoleranz nicht verspeist werden sollten. Betroffene sollten sich mit speziellen Tabellen auseinandersetzen, welche den Histamingehalt einzelner Lebensmittel sowie den Gehalt von Lebensmittelgruppen beinhalten. Das Einarbeiten in die Materie ist in diesem Fall unerlässlich.

Manche Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass vor allem die Menge des Fettes ausschlaggebend für die Ausschüttung des Histamins in den Mastzellen ist. Dass mehr Fett eine höhere Ausschüttung zur Folge hat, ist nicht ausreichend bewiesen, scheint jedoch plausibel zu sein. Diese Tatsache würde eher gegen eine ketogene Diät im Zusammenhang mit einer Histaminunverträglichkeit sprechen. Allerdings wurden die damit in Zusammenhang stehenden Versuche nur an Ratten durchgeführt - nicht aber an Menschen. Ob die Ergebnisse 1 zu 1 übertragbar sind, ist nach wie vor fraglich. Zudem wurden die Ratten zusätzlich mit gewöhnlichem Rattenfutter ernährt, welches viel Fett enthält. Daher ist es strittig, ob der Organismus der Versuchstiere überhaupt an die getestete Fettmenge angepasst war. Davon abgesehen gilt es als erwiesen, dass Mäuse einen ganz anderen Stoffwechsel haben als Menschen. Die Verdauung sowie Verstoffwechselung bei Ratten und Mäusen dürfte wiederum recht ähnlich sein.

Abschließend lässt sich festhalten, dass die histiminarme Ernährung in Verbindung mit einer ketogenen Diät eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Die Betroffenen müssen sich noch genauer mit verschiedenen Lebensmitteln, Inhaltsstoffen und Nährwerten auseinandersetzen. Doch wer sich auf diesen Lernprozess einlässt, kann sich durchaus ketogen und histaminarm ernähren.

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